Alethia, die Wahrheit, ist der Titel einer lateinischen Umdichtung der Genesis aus dem funften Jahrhundert. Der Autor, Victorius von Marseille, wollte mit dem Werk die Jugendlichen auf den Weg der Tugend fuhren. Die Alethia wurde jedoch kaum als Schullekture verwendet und nur in einer einzigen Handschrift uberliefert. Grunde dafur sind die dichterischen und als heterodox empfundenen 'Bereicherungen' der Bibel, wie Psychologisierung der Personen, Episierung der Szenen, Hinweise auf Naturphanomene und Digressionen, die nichtbiblische Traditionen bearbeiten. Ferner ist das Wechselspiel zwischen exegetischen und erzahlenden Teilen nicht unmittelbar durchschaubar. Diese Studie beleuchtet die verschiedenen Paraphrase- und Auslegungstechniken und stellt sie in den Kontext der programmatischen Aussagen des Dichters sowie der damaligen Kultur- und Glaubensproblematik. Die Alethia erscheint so letztendlich als komplexe, aber faszinierende Darstellung des Urkampfes zwischen Gut und Bose.
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