Am 4. Dezember 1926 reiste Walter Benjamin nach Moskau. Das Tagebuch seines Aufenthaltes vom 6. Dezember 1926 bis zum 1. Februar 1927 ist zu einer Zeit geschrieben, in der Stalin nicht nur Trotzki und die Opposition im Kampf um die Nachfolge Lenins ausschaltet, sondern auch der revolutionren russischen Kunst, ihren experimentellen Neuerungen in Theater und Literatur ein Ende setzt. Mit wichtigen Exponenten dieser revolutionren sthetik trifft Benjamin noch zusammen. Wenig erfolgreich sind die Kontakte mit offiziellen Stellen: Benjamins fr die neue Groe Sowjet-Enzyklopdie geschriebenes Expos des Goethe-Artikels wird abgelehnt.Mehr noch als ein kulturpolitisches Kaleidoskop und mehr auch noch als eine physiognomische Vergegenwrtigung der Stadt Moskau ist Benjamins Tagebuch ein herausragendes persnliches Dokument wohl das rcksichtsloseste und offenherzigste, wie Scholem schrieb. Es hlt auf bedrckende Weise Benjamins ebenso beharrliche wie vergebliche Bemhungen um Asja Lacis fest.Schlielich zieht sich durch das Tagebuch ein Element, in dem Kultur-Politik und Biographie sich unmittelbar berhren: Benjamins ausfhrliche Erwgungen fr und gegen den Eintritt in die Kommunistische Partei.
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