Hanns Niedecken-Gebhard war im Theaterleben der zwanziger bis fünfziger Jahre eine ebenso einflußreiche wie ungewöhnliche Erscheinung. Der Regisseur, Intendant und Hochschullehrer war einer der Väter der Händel-Renaissance der zwanziger Jahre und galt als einer der bedeutendsten avantgardistischen Regisseure des Musiktheaters dieser Zeit. In abstrakten, antiillusionistischen Bühnenräumen entfaltete sich das szenische Geschehen in Anlehnung an den Ausdruckstanz. Der «tänzerische Stil» war für Niedecken ein Element seiner Vision eines neuen kultischen Theaters. Vor allem bei seinen berühmt gewordenen Masseninszenierungen Händelscher Oratorien in Münster, wo er einige Jahre Intendant war, sah er seine Vorstellungen verwirklicht. Niedeckens Tätigkeit ist eng mit den Namen der bedeutendsten Repräsentanten des Ausdruckstanzes wie Mary Wigman oder Kurt Jooss verbunden. Nach 1933 war er der Regisseur zahlreicher NS-Massenfestspiele, wie etwa des großen Festspiels im Berliner Olympiastadion zur Eröffnung der Olympischen Spiele 1936. Diese Arbeit dokumentiert Niedeckens Tätigkeit vor dem Hintergrund ihrer Ursprünge in den Theaterreformbewegungen der Jahrhundertwende.
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