Whrend die Untersuchung eines universellen Verhaltens in uni- versellen Situationen das zentrale Thema der laboratoriumsexperi- mentellen psychologischen Forschung darstellt und diese insofern eine Betrachtung von Lebensprozessen im zeitlichen Querschnitt, d. h. ohne besondere Beachtung der Dimension Zeit, vornimmt, stellt die psychologische Biographieforschung diese Dimension, also die Lngsschnittbetrachtung der menschlichen Lebensent- wicklung, in den Mittelpunkt ihres Interesses. Dabei verlangt die Analyse der "intraindividuellen" Beziehungen zwischen Vergan- genheit, Gegenwart und Zukunft den unmittelbaren Rckgriff auf ein nicht ohne weiteres verallgemeinerbares alltgliches Verhalten. Der Aspekt der Lebensnhe, der fr die biographisch orientierte psychologische Forschung kennzeichnend ist, berhrt zugleich die Bedeutung von Zukunftsvorstellungen und Lebensentwrfen und bedingt das Erfordernis, ber den Ansatz der Erklrung eines eher reaktiven Verhaltens hinauszugehen. So wird einsichtig, da dem engen Zusammenhang zwischen "Leben" und "Psyche" die Verknpfung von "Biographie" und "Psychologie" korrespondiert, und es wird verstndlich, warum mit der erweiterten Anwendung des Entwicklungsbegriffs auf die gesamte Lebensspanne und der zunehmenden Infragestellung rein struktureller Persnlichkeitsmodelle die Durchfhrung biogra- phisch ausgerichteter Untersuchungen zu einem Schwerpunkt ent- wicklungs-und persnlichkeitspsychologischer Forschung gewor- den ist oder zu werden beginnt. Es lt sich nicht mehr bestreiten, da biographisches Datenmaterial eine hochgradige psycholo- gische Relevanz besitzt, und es stellt sich zugleich die Frage, ob die Durchfhrung biographischer Analysen mglicherweise zu Un- recht im Bereich der Soziologie gegenwrtig eine weitaus grere Bedeutung besitzt als im Bereich der Psychologie.
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