Osnabrück - das ist nicht nur die Stadt des Westfälischen Friedens, der Werner Bergengruen einen "Doppelcharakter" bestätigt oder Waldemar Augustiny "eine beachtliche Industrie", das "Kunstzentrum", als welches Walter Borchers sie rühmt und an dem für Hermann Löns "die schöne Lage in einem freundlichen Tal" bemerkenswert ist und für Konrad Weiss "das breite, noch sehr altertümliche Wesen der Stadt". Osnabrück ist auch die Stadt Justus Mösers, von dessen "Patriotischen Phantasien" Goethe schreibt, ihr Inhalt müsse "einem jeden Deutschen höchst interessant sein", der seine originellen Gedanken amüsant in die fiktiven "Schreiben eines reisenden Gasconiers" verpackt und von dem Ferdinand Freiligrath und Levin Schücking schreiben: "Er steht auf der Domfreiheit in glänzendes Erz gegossen und ist der Westphälische Franklin, der große Mann von Osnabrück geworden." Alfred Kerr stellt gegenüber: "Osnabrück hat Machtvolles einer festen Glaubensstadt ... und eine Art von Katholizismus, der sich vom süddeutschen sehr unterscheidet. - Doch neben der altertümlich frommen Welt gibt es in Osnabrück eine neue, wilde, gründerische. Funkelnagelfrisches Getrieb mit Spekulantentum, Unrast... hiermit verbunden Frischlackiertheit, hastig Hingemörteltes." Georg Christoph Lichtenberg berichtet voller Humor, er "wohne bei den Waschweibern" "in einen Bleichplatz hinein, der dem hiesigen Dom-Kapitul gehört, das hier sein geist- und weltliches Linnen, ich meine seine Altar- und Tafeltücher bleicht und trocknet." Erich Maria Re-marque, dessen Vater im heutigen Ortsteil Nahne Lehrer war, schildert den Besuch eines Fronturlaubers: "Reihen von Holzhäusern aus dem Mittelalter hatten früher dort gestanden, Häuser mit vorspringenden Giebeln, spitzen Dächern und bunten Inschriften. Sie waren nicht mehr da. Stattdessen sah er eine wirre Brandstätte, verkohlte Balken, Grundmauern, Steinhaufen, Straßenreste, und darüber weißlich schwelenden Dunst. Die Häuser waren abgebrannt wie trockene Späne ... Die Stadt, die er gekannt hatte seit seiner Kindheit, war so verändert, daß er sich nicht mehr zurechtfand." Doch weiß Erich Loest aus jüngster Zeit zu berichten: "Jeder streift gern durch die sogenannte Altstadt, ein paar Gassen, die von Bomben und dem Aufbaufieber verschont geblieben sind. Lokale, Kneipen und Antiquitätengeschäfte liegen dicht an dicht; seitab der krummen Großen Straße mit ihren Schnellabfütterungen kann man griechisch, französisch und italienisch speisen, norddeutsch auch zur Grünkohlzeit."
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